Zeugnis für die Stadt Magdeburg beim Fahrradklimatest 2024
Magdeburg so fahrradunfreundlich wie kaum eine andere Stadt - Das sind die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests für die Landeshauptstadt
Magdeburg erhält beim Fahrradklima-Test des ADFC und des Bundesverkehrsministeriums erneut schlechte Noten und landet in der Größenkategorie der Städte mit 200.000 bis 500.000 Einwohner*innen auf Platz 23 von 25. Nur Gelsenkirchen und Krefeld schnitten schlechter ab. Halle (Saale) landet auf Platz 18. In der Befragung erhielt Magdeburg die Gesamtnote 4,3 und hat sich damit seit der letzten Befragung nicht signifikant verbessern können, während Münster weiter mit 2,9 den Spitzenplatz unter den Großstädten belegt.
Die besten Noten in Magdeburg gibt es für die Erreichbarkeit der Innenstadt (2,6) das Radfahren in allen Altersgruppen (2,9) und die Möglichkeit zügig mit dem Rad unterwegs zu sein (3,1). Die schlechtesten Wertungen verdiente sich die Stadt mit der Häufigkeit der Fahrraddiebstähle (5,3), der fehlenden Falschparkerkontrolle (5,1) und der unzureichenden Breite der Radwege (5,1). Für die Falschparkerkontrolle auf Radwegen gab es von 50% der Befragten eine glatte Schulnote 6. Die Überholabstände von Radfahrenden wurden mit der Note 4,9 bewertet, da viele Autofahrende nicht die vorgeschriebenen 1,5m Abstand zum Fahrrad einhalten.
Der Vorsitzende des ADFC Magdeburg Norman Dreimann erklärt, dass diese Wertung ein Ergebnis eines Kontrolldefizits sei und sieht den Ordnungsbeigeordneten Ronni Krug in der Pflicht zu handeln. „Diese Verstöße von Autofahrenden sind keine Kavaliersdelikte, sondern gefährden Menschenleben. Polizei und Ordnungsamt müssen endlich zeigen, dass sie Recht durchsetzen und sich nicht noch schützend vor Verkehrssünder stellen, die andere gefährden. Viele Menschen auf dem Rad haben das Gefühl, dass der Staat sie im Stich lässt.“
Aber auch dem Baubeigeordneten Jörg Rehbaum sollte die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests zu denken geben. Die Bewertung der Breite der Radwege mit der Note 5,1 und die Einstufung ihrer Oberflächenqualität mit Note 4,8 deuten auf tiefgreifende infrastrukturelle Probleme hin. Bei der Bewertung der Fahrradförderung in jüngster Zeit landete Magdeburg ganze 1,1 Notenpunkte unter dem bundesweiten Durchschnitt. „Die Menschen haben nicht das Gefühl, dass sich etwas bewegt und sie haben recht. Ich bin seit inzwischen knapp über 10 Jahren ehrenamtlich im ADFC aktiv. Planungen, die wir 2014 besprochen haben, sind in großen Teilen heute noch nicht umgesetzt. Über 30 Jahre alte Beschlüsse kommen einfach nicht auf die Straße.“
Der ADFC fordert die Oberbürgermeisterin daher angesichts der Fahrradklima-Test-Ergebnisse dazu auf, den Radverkehr genauso prioritär zu behandeln, wie den Umbau des Magdeburger Rings. „Es kann nicht sein, dass aus Haushaltsgründen Anfang des Jahres die Radverkehrsförderung gestrichen werden soll und dann plötzlich über 6 Mio. Euro für eine temporäre Behelfsbrücke für Autos kein Problem sind. Wir wünschen uns eine Gleichbehandlung aller Verkehrsarten.“