Wenn Polizei und Staatsanwaltschaft nicht handeln

Mit Bedauern mussten wir erfahren, dass Andreas Mandalka, bei X (Twitter) als Natenom bekannt, am 30.01.2024 auf dem Fahrrad bei einem Verkehrsunfall von einem 77-jährigen Autofahrer getötet wurde. Er starb durch die Umstände, die er immer anprangerte, in die Öffentlichkeit brachte und zu verbessern versuchte.

Selten waren wir so vom Tod eines Radfahrenden getroffen, obwohl dieser 400 km weit entfernt in Pforzheim lebte. Aber warum geht uns das im entfernten Magdeburg so nahe? Wie viele andere verfolgten wir auf X und in seinem Blog seine Radfahrerlebnisse und die Berichte über Anfeindungen durch Autofahrende. Er wurde bei Nutzung der Straße von Autofahrenden zu eng überholt, teils sogar absichtlich mit zu engen Überholmanövern bestraft (sog. "Punishment Passes") oder aus den fahrenden Autos mit Gegenständen beworfen. 2022 hatten wir mit Andreas Kontakt, sprachen über den Open Bike Sensor zur Abstandsmessung und berichteten auch in unserem Fahrradstadtmagazin z.B. in Folge 77 von Andreas. 

Wie auch wir, fragen sich viele, warum ihnen Andreas Tod, obwohl sie ihn eigentlich nicht persönlich kannten, so berührt und versuchen dies in Worte zu fassen.

Er machte sich als Radfahraktivist und ADFC-Mitglied bundesweit einen Namen, forderte sichere Radverkehrsinfrastruktur, versuchte auf das Problem zu enger Überholabstände hinzuweisen und zeigte Verstöße der extremen Art bei der Polizei an. In verschiedenen Fällen wurden die Vorfälle teils von der Polizei Pforzheim heruntergespielt, wollten nicht aufgenommen werden oder wurden später durch die Staatsanwaltschaft mangels öffentlichen Interesses fallengelassen oder mit der Begründung einer nur abstrakt vorhandenen Gefahr eingestellt.

Doch nun wurde er genau auf einer dieser Landstraßen, auf der er unter anderem auf diese Gefahren hinwies, von einem Autofahrer getötet. Einen Tag zuvor berichtete er von eben dieser Landstraße und einem Vorfall mit einem älteren Herren noch in seinem Blog.

Warum muss es immer erst zu Unfällen oder Tötungen kommen, bevor die Polizei und Staatsanwaltschaft handeln?

Dieser Vorfall macht uns selbst bewusst, wie verletzlich auch wir sind. Wir sehen uns in Andreas, der sich, wie wir, für sicheren Radverkehr einsetzte und bei Behörden und Ämtern für sichere Radverkehrsinfrastruktur kämpfte und immer wieder vertröstet oder schlichtweg abgewimmelt wurde. Und es zeigt uns, auch wir sind trotz unseres Wissens um die Gefahren nicht davor geschützt, selbst Opfer zu werden. Und vielleicht ist es das, was uns im Inneren so bewegt, dass wir in ihm eine Art Spiegelbild von uns selbst sehen, die auch wir immer wieder teils gegen Windmühlen ankämpfen, auf Probleme hinweisen und befürchten, den Kampf letztlich zu verlieren. 

Es wird endlich Zeit, dass die zuständigen Behörden selbsttätig und zügig handeln und nicht weiterhin abwarten, bis etwas passiert.

Andreas war erst 43 Jahre alt.

Wir möchten an dieser Stelle unser tiefstes Mitgefühl und aufrichtiges Beileid für Andreas Familie, Freunde und alle, die ihn kannten, aussprechen. 

Ruhe in Frieden, Andreas “Natenom” Mandalka

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natenom-Blog

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